Die waren wieder anders, also erst wieder Anleitung lesen. Und noch mal. Und noch mal.
Jetzt war es eindeutig. Die Ergebnis-und die Kontrolllinie erschienen fast im selben Tempo.
Mein erster Gedanke war: „Oh Gott! Und du hast doch die letzten beiden Wochen auch noch viel erlebt! Da war das Wochenende in Holland und die zahlreichen Cocktails. Und die durchzechte Nacht neulich vor dem Feiertag!“ Naja beruhigte ich mich, scheint ja nicht geschadet zu haben, sonst wäre ich gar nicht bis zu diesem Punkt gekommen. Später habe ich dann von dem sogenannten „Alles-Oder-Nichts-Prinzip“ der ersten zwei Wochen gelesen. Entweder es ist so schädlich, dass sich das Ei gar nicht erst einnistet oder es schadet gar nicht. Hatte ich wohl Glück gehabt. Trotzdem war mir unklar, wie ein gerade erst befruchtetes mikroskopisch kleines Ei mir ein derartiges beständiges Ziehen im Unterbauch bescheren konnte.
Ich lief also erneut wild mit dem Test herumwedelnd ins Wohnzimmer. Diesmal konnte auch Kai die Linie nicht leugnen und wusste im ersten Moment wohl nicht, ob er lachen oder weinen sollte. So wie ich. Was wohl René dazu sagen würde? Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil der noch gar nichts mitbekommen hat bis zu diesem Zeitpunkt. Mir war sofort klar, dass sich jetzt unser ganzes Leben verändern würde. Alles was plötzlich nur noch zählte war dieses winzige Etwas in meinem Bauch. Ich war so schrecklich erkältet und hatte immer das Gefühl, bei jedem Hustenanfall müsse mir der Zellhaufen aus der Luftröhre geschossen kommen. Medikamente hatte ich die ganze Grippe über schon nicht genommen, weil ich ja von Anfang an gespürt hab was los ist.
Die Gefühle die über mich hereinbrachen kann ich gar nicht alle beschreiben. Ein heilloses Durcheinander im Kopf. Gleichzeitiges Abschiednehmen vom alten Leben und das Neue und ein neues Leben willkommen heißen.
Abends kam René endlich nach Hause. Ich hab gar nicht viel gesagt, hab ihm den Test gezeigt und brauchte auch nichts sagen. Was zwei Linien bedeuten wusste er mittlerweile. Was das betrifft sind alle Tests gleich. Er ist in die Küche und hat uns erstmal zwei heiße Milch gemacht. Anschließend haben wir geredet, stundenlang.
Er sagt mir, an alleroberster Stelle stünde jetzt seine Familie. Er frage mich, ob ich eine gute Mutter sein würde. Ich habe einfach mal gesagt ja. Weil ich für Dinge die ich haben will und die mir was bedeuten kämpfen könne wie eine Löwin. Ich frage ihn, ob ich eine gute Mutter sein kann. Er sagt ja, weil ich eine Löwin wäre. Waren wir uns mal wieder einig. Wir sind dann noch lange im Dunkeln durch die Nacht gefahren, es fielen die ersten Schneeflocken in diesem Jahr. Ich sagte alle Termine für den Abend ab. Dass er der beste Vater aller Zeiten werden würde daran habe ich keine Sekunde gezweifelt.
Wir haben verabredet, sofort am nächsten Tag zum Arzt zu gehen um es bestätigen zu lassen, was ich die ganze Zeit schon wusste.
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