Freitag, 25. Juli 2008
Das Finale vom 17.07 oder : "Schlimmer als die Entbindung ist die Hämorrhoide danach!"
Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Seit einer Woche sind wir zu dritt und es ist unbeschreiblich. Seitdem sind viele Tränen geflossen. Der Rührung, der Verwirrung, der Verzweiflung oder puren Freude. (Keine vor Schmerz, da bin ich froh!)
Ich bin vergangenen Mittwoch dann ins Krankenhaus gefahren zur Akkupunktur. Die Nadeln in den kleinen Zehen sollten mir zu besonders guten Wehen verhelfen. Ich merke prompt auch eine. Für die Rückfahrt habe ich mich vorsichtshalber von meiner Mutter abholen lassen. Dort bin ich dann in die Wanne gegangen um zu testen, ob es sich um Vor- oder echte Wehen handelt.
Die Wehen ließen nach und ich hielt erstmal zwei Stunden einen Mittagsschlaf, mir meiner Sache sicher, dass es also doch noch nicht los geht. Als ich aufstand und zur Toilette ging sah ich, dass ich blutigen Schleim verlor. Sah so der Schleimpfropf aus??? Ich beschloss nach Hause zu fahren und auf René zu warten. Meine Mutter bat mich inständig, nochmal im Krankenhaus vorbei zu gucken, sollte es sich mit dem Ausfluss nicht bessern. So fuhren wir am späten Nachmittag nochmal ins Krankenhaus. Ob ich zu diesem Zeitpunkt Wehen hatte oder nicht weiß ich gar nicht mehr, wenn waren sie nur sehr leicht. Ich glaub so ca. alle 15 Minuten. Wir gingen direkt zum Kreißsaal und ich kam ans CTG. Der Wehenschreiber schrieb nicht eine Wehe. Meinen Erläuterungen schien die Hebamme nicht sonderlich zu glauben und ich war froh, trotzdem noch einer Gynäkologin vorgestellt zu werden. Festgestellt wurde, dass sich der Muttermund bereits 5-6 cm geöffnet hatte. Wehen hatte ich inzwischen aber wieder keine mehr. Vor Schreck wahrscheinlich. Für mich hieß das aber, umgehende stationäre Aufnahme. Während René meine Sachen holte guckte ich mir mein Zimmer an und wartete draußen um noch ein paar Leute anzurufen.
Um 21:00 Uhr sollte ich nochmal zum CTG erscheinen. Man würde die Nacht abwarten sagte man mir und am nächsten Tag sollte ich etwas pflanzliches zur Wehenförderung bekommen.
Irgendwann setzten Gott sei Dank die Wehen wieder von alleine ein und als wir um 21:30 Uhr wieder an der Klingel zum Kreißsaal standen hatte ich regelmäßige Wehen im Abstand von 5-6 Minuten. Ich empfand sie aber als total ertragbar und machte mir nicht einmal die Mühe, sie zu veratmen. Da sie aber erneut nicht aufgezeichnet wurden (angeblich liegt es an meiner dicken Bauchdecke) wurde mich wieder nicht viel Glauben geschenkt und mir stattdessen ein Schlafmittel angeboten. Ich fragte mich, wie ich mit Wehen in derart kurzen Abständen schlafen sollte und antwortete „Nein danke, ich werde statt zu schlafen lieber weiter an der Entbindung arbeiten und die Wehen voran bringen“. Wieder untersuchte eine Ärztin und befand den Muttermund vollständig eröffnet. Da war die Überraschung dann auch bei den Hebammen groß und im selben Augenblick, als ich von der CTG-Liege aufstehen wollte platze die Fruchtblase. Wie vermutlich jede Erstgebärende hielt ich mich für eine Millisekunde für inkontinent bis ich gerafft hab, was los war. Für alle, die es sich auch fragen: Man merkt es nahezu sofort wenn es Fruchtwasser ist. Es fühlt sich ganz seifig an und kommt nunmal einfach auch woanders raus als Pipi!
Trotzdem fühlte ich noch ein letztes Mal so etwas wie Scham als ich mit heruntergelassenen Hosen zwischen der Ärztin, einer Hebamme und René stand und es zwischen meinen Beinen nur so tropfte. Ich bat inständig darum, auf´s Klo gehen zu dürfen, um erstens den Raum nicht weiter einzusauen und zweitens die Sache mit mir alleine auszumachen ohne Zuschauer.
Wir schafften es so eben bis zum ersten Klo vor der Kreißsaalpforte. Ich bekam mit auf den Weg, dass ich mal ne Stunde spazieren gehen soll. Auf dem Klo sitzend und das Fruchtwasser ablaufen lassend war mir aber schon klar, dass an Spazieren nicht mehr zu denken war. Mein Körper tat das einzig richtige und machte dem Kind so viel Platz wie möglich, indem ich nochmal „alle Schläuche leerte“ und das nicht nur einmal. Somit war ich zumindest dahingehend beruhigt, dass ich außer einem Kind noch so einiges andere rauspressen würde.
Von dem Klo schleppte ich mich zum nächsten auf meinem Zimmer. Auf der Strecke übermannt von einer heftigen Wehe war ich dann in meinem Zimmer fest davon überzeugt, mein Kind auf dem Klo zu bekommen. Schließlich wollte man mich im Kreißsaal noch nicht haben. René schaffte es, mich unter Androhung eines Rollstuhls, doch noch zurückzubringen und sagte an der Gegensprechanlage nach dem Klingeln in bestimmendem Tonfall: „Wir wären dann jetzt so weit!“ Noch auf dem Weg zum Kreißbett setzte die erste Presswehe ein, ich erkundige mich aber brav, ob ich denn jetzt die Hose ausziehen dürfe.
Auf dem Kreißbett bekam ich nach weiteren zwei Presswehen dann bereits die freudige Mitteilung, dass man schon die Haare sehen könne. Sie wären dunkel. Ich konnte gar nicht fasse, wie easy das alles ging. War aber weiterhin davon überzeugt, ich müsse nochmal aufstehen und aufs Klo, den der Druck ließ irgendwie nicht nach. Die Hebamme erklärte mir, das sei halt der Druck von den Wehen. Das würde nicht heißen, dass ich nochmal abführen müsse.
Ich presste und presste, zwischendurch sollte ich immer mal eine Presswehe veratmen, das schien mir ein übermenschliches Verlangen. Kaum machbar! Die Hebamme verlangte außerdem eine Atemtechnik von mir, die total abwich von dem, was ich im Vorbereitungskurs gelernt hatte. Das hat mich kollossal verwirrt. Außerdem war im Kreißsaal nebenan auch eine Geburt im Gange, so dass ich die Hälfte der Wehen mit René alleine war und Ärztin und Hebamme nebenan. Je mehr die andere Frau schrie, desto verkrampfter wurde ich. Es konnte doch nicht sein, dass man nach drei Wehen schon das Köpfchen sehen konnte und dann war plötzlich Ende?! Ich merkte instinktiv, ich könne pressen bis ich platze, aber das Kind steckte einfach fest. Nach 1,5 Stunden ohne Erfolg schmissen sich abwechselnd die Hebamme oder die Ärztin auf meinen Bauch beim Pressen- ohne Erfolg. Der Oberarzt wurde gerufen und versuchte das gleiche. Man entschied sich dann auch zum Wohle des Kindes zur Saugglocke zu greifen. Auch der zwischenzeitlich angeschlossene Wehentropf blieb von mir unbemerkt. Man meinte, meine Wehen seien nicht stark genug, ich empfand sie aber schon als sehr ausgeprägt und auch mit dem Tropf nicht anders.
Ich war dankbar für die Saugglocke, weil ich langsam dann doch am Ende meiner Kräfte war. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Im Kurs war immer die Rede von Rückenmassage, Stellungswechseln und kühlem Waschlappen auf der Stirn. René tat aber sein meistes und bestes und ohne ihn möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre. Ich hätte dann tatsächlich die halbe Zeit allein da gelegen. Er war super!!!
Der Arzt setzte die Saugglocke an und ich durfte wieder nur veratmen. Unsere kleine Janne hatte leider die letzte Drehung im Becken nicht hinbekommen und steckte mit den Schultern fest. Mit der Glocke bedurfte es dann noch zwei Wehen und leider erheblich viel Schneiderei, dann erblickte sie endlich das Licht der Welt und wurde mir quasi auf den Bauch geworfen.
Das Nähen und Blutstillen hinterher dauert nochmal so lange, wie der ganze Geburtsvorgang und ich möchte eigentlich nicht näher darauf eingehen. Ich bat irgendwann beim Nähen um ein Schmerzmittel weil ich es einfach leid war und beschimpfte den Arzt, er solle aufhören, so viel Metall in mich reinzustecken. Mit dem Schmerztropf war es dann irgendwie auszuhalten und beobachtete, wie Janne gebadet wurde und der stolze Papa die ersten Fotos schoss, während ich leider ziemlich viel Blut verlor.
Alles in einem hatte es dann doch super geklappt und ging recht schnell. Hätte sie richtig gelegen, wären wir nach einer Viertelstunde wieder draußen gewesen, aber es sollte nicht sein. Vielleicht wäre es mir dann auch zu schnell gegangen.
Das erste Anlagen nach dem Baden klappte tatsächlich schon reibungslos und schien mir wie ein Wunder. Sie war so hübsch wenn auch etwas verfärbt. Die Haut noch leicht bläulich, die Lippen total rot aber einfach ein Wunder!
Ich bin dankbar für jede Erfahrung!
Im nächsten Post schreibe ich noch über die Eingewöhungsphase und die ersten Tage zu Hause, aber jetzt wird gerade jemand quängelig...
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