Donnerstag, 23. Oktober 2008
14 Wochen und plötzlich vorübergehend alleinerziehend
Der Papa ist seit 4 Tagen im Krankenhaus. Er muss sich mal gründlich durchchecken lassen, damit er noch ganz viel Zeit mit uns verbringen kann. Manchmal spielen seine Augen nämlich nicht mehr mit und zeigen ihm nur noch die Hälfte von der Welt. Bis jetzt konnte keine Diagnose gestellt werden außer Bluthochdruck. Wir fahren jeden Tag hin und du bist ganz lieb im Krankenhaus. Ich hab dir erzählt es ist eine geheime Mission und wir dürfen nicht schreien.
Vor lauter Kummer und Sorge und wahrscheinlich weil ich mich zu sehr unter Druck gesetzt habe weil dein Gewicht nach unten grenzwertig ist bleibt meine Milch aus. Du hast überhaupt keine Bock mehr, an die Brust gelegt zu werden. Kein Wunder bei dem Trockendock. Es ist ein Teufelskreis. Ich komme mir wie eine Versagerin vor, die ihr Kind nicht satt bekommt. Du trinkst jetzt immer Pre-Milch-Fläschchen und fährst da voll drauf ab. Deine Händchen würden am liebsten das Fläschchen schon selber greifen. Immer wieder versuche ich dich zwischendurch anzulegen aber ich glaube langsam, wir müssen beide leider schon viel zu früh mit dem Thema stillen abschließen. Es geht dir ja schon seit Wochen nicht schnell genug und du machst nur Gezeter an der Brust. Jetzt muss ich mich damit abfinden, dir leider nicht mehr das Gesündeste der Welt bieten zu können. Und da jede Mama für ihr Kind das Beste will, fällt mir das sehr schwer.
Jetzt bist du gerade auf dem Sofa eingeschlafen.Wir haben schön geturnt auf dem Wickeltisch. Seit gestern kannst du dich von dem Bauch auf den Rücken drehen. Du hasst ja das Bauchliegen, ich glaube nur deswegen hast du es gelernt. Papa hat es leider noch nicht gesehen, denn bis jetzt tritt dieses kleine Wunder nur am Wickeltisch ein. Fast stündlich machst du Fortschritte und ich bin immer wieder überrascht. Hunderte Male hab ich dir ein ganzes Sortiment von Rasseln vorgehalten und heute morgen greifst du plötzlich nach der Bine von deinem Onkel Tille und rasselst selber damit. Und als sie dir hinfiel hast du sofort geweint. Und du hast das Schnuffeln für dich entdeckt. Wir legen dir Abends manchmal eine Spucki über das Gesicht weil du es dann gern dunkel magst und deine Nase darin vergraben kannst.
Weil ich so schlecht ohne René an meiner Seite schlafen kann bist du jetzt immer von Anfang an schon mit im Schlafzimmer statt in deinem Zimmer. Die Wohnung sieht aus wie Kraut und Rüben. Wir stehen auf ich mache dich fertig und in der Küche kocht wie jetzt fast immer eine Schnullersuppe um alles zu desinfizieren. Fläschchen geben heißt ziemlich viel mitzupüngeln wenn man vorhat, den ganzen Tag außer Haus zu bleiben.
Dafür hast du zwei Nächte hintereinander 7,5 Stunden durchgeschlafen, nur letzte Nacht musste ich zweimal aufstehen. Dir fehlt bestimmt auch der Papa.
Opa ist ein bisschen in seine Rolle geschlüpft und mir geht das Herz auf, wenn ich ihn mit dir spielen sehe. Du strahlst in an und er könnte dich stundenlang hochziehen und dich kitzeln und du hast dabei vor Begeisterung das Mündchen weit aufgerissen. Und überhaupt genießen im Moment alle Männer in der Familie, dass sie dich jetzt auch füttern können.
Am Samstag wird uns verkündet, ob du im Februar einen Cousin oder eine Cousine bekommst. Wir sind alle gespannt. So, jetzt geht es ab zum Papa. Ich kann es kaum erwarten ihn in die Arme zu schließen. Die Art und Weise, wie er die Dinge sieht und wie er den Aufenthalt dort verarbeitet rührt mich zutiefst. Für jeden wäre das 24 Stunden am Tag blubbernde Sauerstoffgerät seines Zimmernachbarn nervraubend aber René stellt sich ein Aquarium vor und träumt davon, Seamonkeys einzusetzen während er passend zum Blubbern Café del Mar hört. Ich liebe ihn dafür wieder ein Stückchen mehr!
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